back in germany
Bye bye, August
Eigentlich sollte ja alles ganz anders sein. Eigentlich. Kurz kam dieser Gedanke auf, als uns ein komisches Geräusch zusammen zucken ließ. Der rechte Reifen unseres Wohnwagens war weggebrochen und schleifte lose im Radkasten. Es stank, es qualmte, nichts ging mehr. An diesem letzten Tag im August.
Eigentlich wollten wir unseren alten Wohnwagen in Portugal in den Ruhestand schicken. Eigentlich wollten wir Teil einer Gemeinschaft sein, Projekte verwirklichen, eine kleine Base aufbauen. Eigentlich. Doch wenn uns die Zeit in Portugal eines gelehrt hat, dann dass es nichts bringt, sich abzustrampeln, wenn das Leben andere Pläne hat. Portugal war unsere persönliche Lektion in Geduld. Portugal brachte uns bei, alles mit einem Lächeln zu nehmen, auch wenn die Situation nicht danach aussieht. Portugal war nicht nur eine Reise in den Süden, nicht nur eine Reise an die schönsten Orte der Welt, Portugal war in erster Linie ein kleiner Teil der großen Reise zu uns selbst. Die Zeit in Portugal brachte tausende Kilometer zwischen uns, um uns anschließend noch näher zusammen zu bringen. Und nun, dreihundertfünfzig Tage nachdem wir aufgebrochen waren, waren wir wieder zurück. Ganze zehn Kilometer lag die Grenze hinter uns, da schien Deutschland uns direkt auf die Probe stellen zu wollen.
ten kilometers after crossing the border.
caravan breakdown at the
motorway entrance.
Mit drei Kindern, einer Katze und der Oma im Gepäck, waren wir in den letzten vier Wochen vom Süden Portugals, zurück durch Spanien und Frankreich gereist. Und nun das. Kurz nachdem wir die deutsch-französische Grenze überquert hatten. Mitten auf der Autobahnauffahrt. Rechts die heranbrausenden Autos und Lastwagen, die wild hupten sobald sie die Kurve genommen hatten und wegen uns die Spur wechseln mussten. Links die Autobahn, der Lärm, der Gestank, die Geschwindigkeit. Und dazwischen wir. In unseren leuchtend gelben Warnwesten, auf einem schmalen Streifen Grün zwischen den Leitplanken.
Russell simmons
Shit happens in life. What really matters is how we handle the bad moments. Don’t let it define you, keep reaching for your happiness.
Und auch wenn uns die folgenden Stunden des Wartens und der Ungewissheit einiges abverlangen sollten, konnten Kälte und Dunkelheit uns nichts anhaben. Und während ich unserer Kleinsten so zusah, wie sie in der übergroßen quietschgelben Weste zwischen all dem Lärm und den rasenden Autos auf diesem kleinen Grünstreifen die wohl letzten Blumen des vermeintlichen deutschen Sommers pflückte, entwich mir ein herzhaftes Lachen. Irgendwo zwischen Gelassenheit und gelegentlich aufblitzendem Wahnsinn wuchs der Wunsch, die vorbeifahrenden Autos wären das Rauschen des Meeres. Und dennoch, dachte ich, eigentlich sollen wir wohl gar nicht woanders sein. Eigentlich soll wohl alles genau so sein wie es ist, damit wir genau das erkennen können. Oder, long story short: Shit happens.
Hello, September
Good morning, Germany
01. September 2021
Zugegeben, irgendwie hatten wir uns den ersten Morgen in Deutschland etwas anders vorgestellt, doch auch vierundzwanzig Stunden Werkstattcamping haben ihren Charme. Eine (bis hierhin) einmalige Erfahrung und für die Kinder ein kleines Abenteuer, dass unsere Reise, mit all ihren Höhen und Tiefen, auf einzigartige Weise beendete.
waiting, waiting, waiting…
or, why I love my kids – they always make the best of now.